Blog von Mizi B.

Gestern war ich kurz auf dem Friedhof, um zu schauen, welche Verwüstungen der Winter auf dem Grab meiner Eltern hinterlassen hat. Nein, das war ganz in Ordnung. Dafür waren die Verwüstungen, die von menschlicher Hand vorgenommen worden sind, ziemlich übel. Neben dem Weg, der am Grab meiner Eltern vorbei führt, sind drei sehr schöne Birken gestanden. Na, was soll ich sagen: sie sind der menschlichen Ordnugsliebe zum Opfer gefallen.

Nun hab ich in dem Buch "Elementarwesen" von Marko Pogacnik lesen, daß Elementarwesen ihren Ort nicht verlassen können, wenn ein Baum gefällt wird, der Wurzelstock aber bleibt. Und ich hab auch gelesen und beim Lesen gespürt, wie sich das für diese Wesen anfühlt, nämlich ziemlich übel.  Also war klar: da muß was gemacht werden.
Göttin sei Dank hab ich eine Freundin, die ähnlich tickt wie ich, und so sind wir kurzentschlossen losgezogen, um diesen Baumgeistern ein neues Zuhause zu verschaffen.

Der Friedof war nicht so menschenleer, wie wir ihn gerne gehabt hätten. Aber mit Hilfe meines Vaters hat uns niemand gestört.
Elementarwesen lieben Schnaps. Also gab es erst mal als Opfergabe ein Stamperl Wacholder.
Prost, meine Geister!
Als hoffentlich bequemen Transportsessel hatten wir einen Stein dabei.
Bitte Platz zu nehmen, verehrte Geister.  
Ein paar Krähen zeigten uns die Richtung, in der der neue Wohnort unserer luftigen Gäste zu finden sei.
 
Im Auto hatten wir seltsamerweise das Gefüjhl, daß es ziemlich  "voll" war. Und wir hatten auch das Gefühl, unseren Gästen eine große Freude zu machen. Freudentanz der Geister - so ist es mir vorgekommen. Da macht so eine Taxifahrt für Geister gleich noch mehr Spaß. 
Besonder gefallen hat mir der "Warme-Füße-Geist". Sowohl meine Freundin als auch ich hatten ihn als "Fußwärmer" wahrgenommen . 

Das ist schon ein witziges Gefühl: da spürt man plötzlich eine körperliche Veränderung, frägt nach, ob die andere das auch wahrnimmt und dann kommt ein: "Ja und wie..."  zur Antwort.
Wie war das mit den Halluzinationen? Die teilt man ja nicht mit anderen. Also noch mal Glück gehabt.
Oder wir sind vom selben  Geist besessen? Hilfe!  Jetzt wird es schon brenzliger. Und die Psychiatrie ist auch nicht so weit weg.... Und wer holt uns dann raus. Sollten wir vielleicht mal festlegen, im Falle des Falles...

Also weiter im Bericht über unsere unsichtbaren Gäste.  
Fahrt in die Richtung, die uns  von zwei Krähen angezeigt wurde und dann Suche, wo denn nun genau der Platz sei, an dem unsere Gäste austeigen wollten. Meine Feundin bat nochmals die Krähen, ihr den Ort zu zeigen. Einen schmalen Weg entlang und da: plötzlich tauchten zwei Krähen auf und ließen sich auf Bäumen nieder. Also anhalten und die Gäste bitten, auszusteigen. Ein Stückchen Trockenobst zum Abschied und ab nach Hause. 

Ein Geist hatte schon vorher bekundet, daß er mit mir fahren wolle. Was mich besonders gefreut hat: es war der "Warme-Füße-Geist.".  Nun hat er auf dem Hügel neben meinem Garten ein neues Zuhause gefunden. Natürlich gab es zur Begrüßung nochmals Schnaps. Das gehört sich so.
Ich wünsch meinem neuen Nachbarn, daß er sich wohlfühlen möge. Am Wacholderschnaps soll es nicht liegen... Und vielleicht ergibt sich ja der ein oder andere Ratsch, wenn ich diese Wesen besser verstehen lerne.