test
Da beschließen meine Freundin, die Landpomeranze und ich, die ich Menschenmassen und die Stadt meide fast wie die Pest – es sei denn, es sind grad die Opernfestspiele -, in die Stadt zu gehen. Der Anlaß: die Ausstellung mit Bildern von Jean Dubuffet, die im übrigen sehr beeindruckend sind, vor allem, wenn frau die Bilder energetisch wahrnimmt.
Um nach dem Ausflug in die Bilderwelten des Jean Dubuffet wieder auf diesem Planeten Fuß zu fassen, beschließen Landpomeranze und passionierte Einsiedlerin sich inmitten des Gewühls auf dem Theatinerboulevard in München Bratwürstl bzw. einen bayerischen Wustsalat – oder so was ähnliches, das geschmacklich allerdings gegen Null geht – einzuverleiben. Da läßt es sich nicht vermeiden, dass frau einige wunderbare Eindrücke der momentanen Mode zu sehen bekommt, vorgeführt von den Damen, für die die zur Schau getragene Mode zu 100 % nicht passt. Und ich muß sagen: das hat schon was!
Da spaziert z.B. vor den beobachtenden Damen ein zart blaues T-shirt eng angeschmiegt an einen Damenkörper vorbei. Es unterstreicht deutlich die architektonische Gestaltung des weiblichen Körpers und gibt dessen Ringstraßenanlage klar zu erkennen.
Also: der obere Ring kurz unterhalb des Busens, dann der mittlere Ring um den Magen herum und schließlich der untere Ring, gemeinhin als Wampe bezeichnet, auf der Höhe des Unterbauches. Dazwischen kleinere wulstartige Ausbuchtungen, die sogenannen Ausfall- und Verbindungsstraßen der Ringstraßenanlage. Ein passendes Outfit für München mit seinen Ringstraßen, dem Innsbrucker Ring, dem Mittleren Ring, dem Frankfurter Ring und und und.
Äußerst beeindruckend! Neben der Assoziation Ringstraßenanlage stellt sich sofort auch das Bild einer Wursthaut ein, die kurz vor dem Platzen ist. Und – wie gesagt - das alles in zartem Hellblau. Sehr apart!
Ein anderer, unübertroffener Augenschmaus: breite, auffallende Querstreifen in lila, weiß und schwarz, die den Umfang eines sehr umfangreichen weiblichen Körpers grandios unterstreichen. So grandios, dass die Wahrnehmung vor Entsetzen bei den Querstreifen hängen bleibt und sich nicht mehr getraut, zur Kenntnis zu nehmen, dass sich hinter den Querstreifen ein weiblicher Körper befindet. Sehr geschickt gemacht!
Bei den modernen Folterwerkzeugen, die Frauen ganz freiwillig an sich selber testen, erfreuen sich elegante Schühchen mit hohem Absatz besonderer Beliebtheit. Das Gangbild des im Salat stolzierenden Storches kommt bestens herüber. Und der Foltercharakter dieser feinen Schühchen zeigt sich in einem geradezu rührseligen Bild: die Tochter hängt am Arm der Frau Mama - deutlich überfordert und schmerzgeplagt von dem schicken Schühchen.
Ach ist das Leiden schön!
Das absolute Highlight aber waren zwei Damen, gut beieinander, wie man bei uns zu sagen pflegt. Die weniger vornehme Umschreibung für die äußere Erscheinung: deutlich übergewichtig. Beide Damen führen kurze, nein kürzeste Rüschenröckchen im zarten Rosé vor. Lieblich schwingen die Röckchen um die Beine, welche den exakten Gegensatz zu den leichten Rüschenröckchen verkörpern. Bei uns sagt man dazu: Krautstampfer und meint damit Beine, die dicken Umfangs und nicht gerade zierlich sind. Unübertroffen das Zusammenspiel der Gegensätze: Krautstampfer mit Volant. Der Krautstampfercharakter der Beine kommt dadurch optimal zur Geltung. Bestens ausgewähltes Outfit!
Das waren ein paar der besten Momente aus den modischen Präsentationen von Lieschen Müller, Ännchen von Knack, Gabriele Rollmops und der feschen Lola Storchenbein. Und das alles kostenlos, mitten in München auf dem Theatinerboulevard.
Nix für ungut! Aber, ihr wisst es ja: die Katze lässt das Mausen nicht.