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Offenbarungseid für Sänger/innen: Liederabende

Ja in der Tat: Liederabende sind für Sänger/innen so was wie ein Offenbarungseid.
Da gibt es keine Rolle, hinter der man sich verstecken kann, keine Maske, kein Kostüm, nichts. Da steht man ganz alleine vor dem Publikum und muß Farbe bekennen - technisch wie musikalisch.
Wie oft habe ich schon erlebt, daß namhafte Sänger/innen bei Liederabenden eigentlich zeigen, daß sie das nicht können. Aber weil´s zum guten Ton gehört, macht man/frau es halt. Und diese Pseudoliederabende, bei denen das alt bekannte und gut bewährte Liedrepertoire abgespult wird, und unterm Strich eigentlich nur hörbar wird, daß der/die Sänger/in es eben nicht wirklich musikalisch begriffen hat, vielleicht sich einfach nicht die Zeit genommen hat, um daran ernsthaft zu arbeiten, diese "Lieberabende"  mag ich nicht.
Da geht es nur darum, die Eitelkeit so richtig auszuleben und zu zeigen, was man/frau noch alles kann - oder besser nicht kann, was man/frau natürlich keineswegs beabsichtigt zu zeigen. 

Die Liederabende bzw. die -matinee während der Münchner Opernfestspiele: da hab ich mir Karten besorgen lassen und meine Lauscher weit aufgemacht.

Das Fazit: na ja...
Es war schon gut, aber ... Halt nur gut und nicht mehr.

Diana Damrau: ein klug ausgewähltes Programm, das ihren stimmlichen Möglichkeiten sehr entgegengekommen ist. Lyrisches, Verhaltenes über weite Strecken des Abends und zum Schluß Richard Strauss. Da konnte sie - inzwischen war die Stimme ja wirklich gut vorbereitet - so richtig loslegen. Das war schon gut.
Vom Stuhl gerissen hat es mich trotzdem nicht..
Zu berechnend? Kann sein. Zu wenig gefühlt im Sinne von "in die Musik hineingefühlt": ich fürchte ja,

Dann Waltraud Meier.
Hauptfrage: Warum muß sich der Pianist so zurücknehmen? Verträgt es die Primadonna nicht, einen gleichwertigen Partner am Klavier zu haben?.
Erst bei den Zugaben kamen das pianistische Können und die Musikalität des "Begleiters" Josef Breinl so richtig zum Vorschein.
Bei Schubert ist das schlichtweg daneben. Und bei Strauss ebenso.
Und die "Vier letze(n) Lieder" von Richard Strauss?
Es klang so, als ob Frau Meier, sie grad mal durchgesungen hat. Eine enrsthafte Auseinandersetzung mit der Musik war für nicht nicht hörbar. Schade, sehr schade!
Na ja, die Noten haben schon gestimmt - aber ansonsten kam nicht wirklich was rüber.
Ehrlich gesagt: enttäuschend, sehr enttäusched bis ... na ja .... Hier schweigt der Sängerin Höflichkeit.
Ist da die Eitelkeit im Weg?
Ich werde mir derlei Liederabende in Zukunft wohl doch eher verkneifen.

Und dann: Jonas Kaufmann mit der "Schöne(n) Müllerin" als Matinee.
Am Rande sei erwähnt: Jonas Kaufmann hat beim "Lohengrin" ein paar Tage zuvor sagen lassen, er sei krank, und es wurde ein Ersatz aus London eingeflogen. Ein paar Tage später wieder auf der Bühne und das mit Schubert´s Liederzyklus. Wie geht da der Sänger mit sich und seinem Körper eigentlich um? Diese Frage muß gestellt werden!
Oder war er gar nicht wirklich krank, wollte er sich nur schonen?
Letzteres glaube ich weniger, sondern befürchte Ersteres.
Und nun die Matinee.
Das erste, was mir auffiel, daß der Pianist - Helmut Deutsch - sehr viel überzeugender rüberkam als bei Diana Damrau. Er war auch präsenter als Josef Breinl bei Waltraud Meier.
Warum? Ich weiß es nicht, kann nur mutmaßen, vermute aber, daß Kaufmann nicht so sehr darauf bedacht war, als der Sängerstar im Vordergrund zu stehen und den Pianisten als "Nur-Begleiter" links liegen zu lassen. 
Das zweite: es war alles mehr oder weniger perfekt.
Jonas Kaufmann schien sehr konzentriert, sehr engagiert, die musikalsichen Bögen waren wirklich gekonnt gestaltet, vorallem die Pianostellen - das ist mutig, wenn auch das Piano technisch für meine Begriffe nicht so ganz optimal ist. Da war eine Spannung im Raum. Das hatte schon was.
Aber dennoch: es hat mich nicht wirklich gepackt.
Gut: ich kenne die Schubert-Zyklen sehr genau. Habe sie selber oft genug gesungen. Also was war es?
Ehrlich gesagt: Es schien mir wieder die Eitelkeit zu sein, die es nicht möglich machte, daß sich ein Fenster auftat in eine andere Welt, in die geistige Welt. Das scheint nur zu gehen, wenn der/die Künstler/in bereit ist, Medium oder Kanal zu sein für die Musik, die durch ihn/sie hörbar wird. Das scheint nur zu gehen, wenn sich der/die Sänger/in als Person so zurücknimmt, daß die Musik sich ganz ausbreiten kann. Das geht wohl nicht, wenn der/die Sänger/in sich selber darstellt und im Mittelpunkt  stehen will.
Schwierig, ich weiß - gerade beim Singen!

Diese Haltung habe ich aber schon erlebt - leider bei Sängern eher selten. Und das ist schade. Denn das sind die Momente, wo sich die Nackenhaare aufstellen, wo sich Zeit und Raum auflösen und wo nicht mehr unterschieden werden kann zwischen dem/der Sänger/in und dem Komponisten. Das sind die Momente, wo sich das Getrennte, nämlich Ausführende und Komposition,  zusammenfügt zu einer Einheit, das sind die Momante., die den Zuhörer packen und ergreifen.  

Ich weiß, das ist viel verlangt, das gelingt nur selten. Aber es gibt diese Momente und es scheint sie immer öfter  zu geben - gerade bei jungen Musikern.

 

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