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Hätte man mir vor einem Jahr erzählt, was ich gestern zusammen mit einer Freundin erlebt habe, so hätt ich mal kurz meine Stirn in Falten gelegt und einen skeptischen Blick aufgesetzt: „Aha...“ und „ach ja...“. Aber das wäre vor einem Jahr gewesen und nicht gestern.
Wir waren auf dem Nachhauseweg von einem Bärlauchbeutezug. - Mit bunten Bändern und Wacholderschnaps als Opfergaben für die Bärlauchgeister. Das hat es vor einem Jahr auch nicht nicht gegeben! - Meine Freundin hielt das Auto neben einer alten Buche an. Sie wollte dem Baumwesen ein Opfer bringen.
Im Kontakt mit dem Baum kam auf unserer Frage, wie alt er denn sei, bei uns beiden eine Zeit um 1650 – 1700. Da haben wir einem weisen, alten Baumwesen unsere Aufwartung gemacht. Noch bin ich nicht so weit, daß ich mir erzählen lassen könnte, was so ein Baum alles erlebt hat. Aber das wird noch kommen. Wir haben uns von dem Baum verabschiedet und wollten schon weiter fahren, als meine Freundin noch zu einem Hollerbusch ging. Auch er sollte ein Opfer bekommen.
Welch ein Anblick: ein alter Autoreifen neben dem Busch, alte Holzlatten mitten in den Strauch einfach reingeworfen, Abfallreste. Die Respektlosigkeit gegenüber dem Holler hat uns betroffen gemacht.
Plötzlich spüre ich, wie eine warme Energie auf mich zukommt und sich meinem Herzen mitteilen will. Da war ein Schmerz, da war eine Verletztheit spürbar, die mein Herz unmittelbar berührt und zu tiefst betroffen gemacht hat.
Der Hollergeist wollte mit kommen.
Habt ihr schon mal gefühlt, wie unmittelbar Pflanzen und ebenso Tiere ihren Schmerz und ihre Liebe vermitteln?
Diese Reinheit des Gefühls ist für uns Menschen manchmal kaum zu ertragen. So unmittelbarer Schmerz, so unmittelbare Liebe...
Es war klar: dieses Geistwesen hat erstmal Heilung gebraucht nach all dem, was ihm von unbedachten Menschen angetan worden ist. Allein das bißchen Achtung und Mitgefühl, das wir diesem Wesen gegenüber gezeigt haben, hat ihm geholfen, seinem Schmerz loszulassen.
Solche Erlebnisse machen mir auf eine erschreckende Weise bewußt, welches Leid wir Menschen der Natur zufügen durch unser acht- und respektloses Verhalten.
Auch ich habe bisher ganz ohne nachzudenken Bäume fällen lassen, Sträucher zugeschnitten und Pflanzen ausgerissen. Ich wäre nicht auf die Idee gekommen, die Wesenheiten der Natur Ernst zu nehmen, sie zu ehren und zu achten. Jetzt erfahre ich, wie weise Pflanzen sind, mit welcher Liebe sie dem Menschen dienen. Das beschämt mich zu tiefst. Und seit ich anfange, mein Herz für die Natur zu öffnen, wie reich werde ich da beschenkt!
Was hat mich vergessen lassen, daß die Natur beseelt ist, daß sie fühlt - viel reiner und unverstellter als wir Menschen?
Meine Achtlosigkeit tut mit leid, ich bitte um Verzeihung, ich bringe der Natur meine Achtung und Liebe dar.