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... dann war das schon immer eine Aktion. Früher nicht ganz so schlimm, wie heute. Früher hat man halt ein angemessenes Haus gebaut, bei dem vernünftige Grenzabstände eingehalten wurden, heute nutzt man die Grundstücke bis auf den letzten Zentimeter aus, sprich man geht mit der Tiefgarage direkt an die Grenze. Das ist zulässig.
Durch solche Baumaßnahmen werden die angrenzenden Grundstücke mit den darin stehenden alten Bäumen schlichtweg bedroht. Von den Menschen, die da leben, rede ich erst gar nicht. Oder doch: Für mich bedeutet die Bauaktion meiner Nachbarn, daß ich für mindestens 9 Monate Baulärm ertragen muß. Das ist insofern eine Katastrophe, da ich als Gesangspädagogin und Geistheilerin zu Hause arbeite und dummerweise bei der Arbeit auch noch Ruhe brauche. Bei Baulärm kann ich das Arbeiten vergessen. Das heißt im Klartext, dass ich zumindest für die Zeit, bei der der Lärm extrem ist, auf Abend- und Wochenendtermine ausweichen muß. Ob da mein Klientel mitspielt, wird sich zeigen. Wenn es gar nicht anders geht, werde ich einen Ersatzraum organisieren müssen.
Nicht gut, aber da muß ich eine Lösung finden.
Ganz katastrophal ist aber die Situation für meine alten Bäume. Trotz Baumschutzverordnung haben Bäume nämlich schlichtweg keine Rechte. Unmittelbar an der Grenze soll die Zufahrt zur Tiefgarage gebaut werden. Die Alternative wäre, dass die Einfahrt zur Tiefgarage auf der anderen Grundstückseite gebaut wird. Dann hätte ich aber die Mülltonnen vor meiner Nase. Bei 6 Mietparteien kann das in Sommer ein „wahres Vergnügen“ für die Nase werden. Und nachdem mein Arbeitszimmer auf diese Seite geht und ich ständig lüften muß ... Mehr brauche ich nicht zu sagen.
Tiefgarage auf meiner Seite bedeutet, daß die Bäume, die entlang der Grenze auf meinem Grund stehen, gefährdet sind. Das sind: 2 riesige serbische Fichten, eine etwa 30 Jahre alte Eibe, die nicht unter die Baumschutzverordnung fällt, da der Stamm zu dünn ist.
- Allein diese Tatsache ist schon ein wahrer Hohn. Eiben wachsen extrem langsam. Bis der Stamm also einen Durchmesser erreicht, der den Baum schützenswert macht, vergehen nochmals 30 Jahre. Da frage ich mich schon, was die ganze Baumschutzverordnung eigentlich soll... Das nur so ganz nebenbei. –
Dazu kommen diverse alte Büsche und Haselnusssträucher.
Außerdem gibt es eine mindestens 60 Jahre alte Eibe. Die liegt mir ganz besonders am Herzen. Denn ganz abgesehen davon, daß diese Eibe wunderschön und sehr kraftvoll ist, sie ist nicht zu ersetzen. Alle anderen Bäume und Sträucher kann man ersetzen. Sie wachsen nach. Zwar wird es dauern, bis sie wieder eine - für mich - vernünftige Höhe erreichen, aber das ist absehbar. Bei der alten Eibe würde ein kleinerer Baum, der neu angepflanzt wird, zu meinen Lebzeiten nicht mehr diese eindrucksvolle Gestalt bekommen, wie der jetzige Baum. Das ist einfach so.
Nun war gestern ein Termin mit dem Architekten, der Bauherrin und mir. Auch der Baumfachmann, den ich kenne und sehr schätze, war zugegen. Und siehe da, kaum verlange ich offene und klare Informationen, bekomme ich sie auch schon. Vom Architekten wohlbemerkt, denn die Bauherrin versteckt sich hinter einem angeblichen „Ich weiß von nix“. Seltsamerweise wurde Madame ziemlich kleinlaut, als ich sehr energisch darauf hingewiesen habe, daß ich klar und eindeutig informiert werden will und es nicht dulde, mit vagem Herumgerede abgespeist zu werden, damit ich nicht schnalle, was eigentlich gespielt wird. Ich habe davon ja schon berichtet. Göttin sei Dank ist der Architekt ganz in Ordnung und - hoffentlich - auch ehrlich.
Tatsache ist, dass sowohl meine Nachbarn als auch die untere Naturschutzbehörde ein Interesse haben, auf meiner Seite die Tiefgaragenzufahrt zu bauen.
Vom Grundstück aus gesehen, ist das logisch, denn das ist die Nordseite. Und vom Aufwand her ist es auch logisch. Eine Ersatzpflanzung incl. einem teuren Zaun, der zugleich den Schall schluckt, ist für den Bauherrn immer noch um einiges billiger, als auf der anderen Seite die Garage des dortigen Nachbarn, die ebenfalls an der Grenze steht, unterfangen zu müssen. Zudem steht auf der Südseite eine alte Birke, die nach Möglichkeit erhalten werden soll. Und auch das sehe ich ein: eine Birke ist "wertvoller" als serbische Fichten, die zudem eine Bedrohung bei Sturm darstellen.
Die Kosten für das Fällen der Bäume incl. Ersatzpflanzung und Zaun müssen die Nachbarn tragen. Falls ich zustimme, wird ein schriftlicher Vertrag ausgearbeitet, den ich von einem Anwalt überprüfen lassen werde.
Das Gute an der ganzen Geschichte ist, dass ohne meine Zustimmung nichts, rein gar nichts geht, denn die Fichten, die in erster Linie betroffen sind, fallen unter die Baumschutzverordnung. Die untere Naturschutzbehörde kann diese Bäume nur dann freigeben, wenn ich einverstanden bin. Stimme ich einer Fällung zu, wenn die Bäume zu sehr verletzt werden – und davon muß ich leider ausgehen -, kann ich bestimmen, was und wie ich es haben will.
Nun bin ich am Abwägen, was die beste Lösung für meine Bäume und mich ist. Werden die Bäume verletzt und nicht gefällt, leiden sie. Und es besteht leider eine große Wahrscheinlichkeit, dass sie in wenigen Jahren kaputt gehen. Dann sind sie bei Sturm definitiv eine große Gefahr. Das ist so und es ist nicht schön zu reden.
Lasse ich die Bäume fällen, bekomme ich als Ersatz nicht so kleines 3m Bäumchen, sondern ordentliche Bäume, die bereits mindestens 6m hoch sind. Bis sie wieder den Sichtschutz bieten, den ich mir vorstelle, dauert das zwar noch, ist aber abzusehen.
Die Bäume, die gefällt werden müssten, kann ich darauf vorbereiten. Das ist kein Problem.
So gesehen ist das vermutlich die bessere Lösung.
Die alte Eibe, die mir persönlich so sehr am Herzen liegt, ist angeblich nicht in Gefahr. Wenn ich sie zu dem mir zugesicherten Wurzelschutz während der Bauphase auch noch energetisch schütze und gut betreue, dann müsste das zu machen sein.
Zumindest sitze ich am längeren Hebel und kann bestimmen, was geschieht. Und ich werde die Position – man glaubt es kaum – zu meinem bestmöglichen Vorteil nutzen!