... Nein: keine Leiche oder Halbleiche, keine Maus, kein Maulwurf. kein EIchkätzchen, kein Vogel.
Für den Tagesablauf einen Dienstplan zu haben, ist kein Kunststück. Als kätzliche Bedienstete habe ich jedoch einen Dienstplan für den Nachablauf. Das ist schon etwas Besonderes - nicht für Katzenbedienstete, ich weiß.
Heute Nacht hat mein Dienstplan wie folgt ausgeschaut:
0.30: Dame Lalamica begehrt Ausgang und fordert den Türöffnerdienst an. Natürlich gehorcht der, steht auf - ich hab nämlich schon geschlafen und öffnet ergeben die Eßzimmertüre.
0.30: Prinzessin Samira nutzt die Gunst der Stunde und spaziert ins Haus. Sie kehrt vom Abendspaziergang zurück und geht mit mir nach oben.
Dann folgt eine ziemlich ruhige Nacht. Das ist nicht immer so.
5.00: Prinzessin Samira und Herzog Tassilo fangen an, miteinander zu spielen, sprich sich eine wilde Jagd durch mein Schlafgemach zu liefern.
Kratz, knurr, gurr, fauch, spring und tob.
Herrje - aus ist es mit dem sanften Schlaf.
Ich vermute mal, die Prinzessin will raus und erhebe mich aus dem Bett. Mein Aufstehen ist begleitet von erheblichem Gestöhne meinersetis.
Und was ist jetzt?
Wieso, was soll denn sein? Komm, mach mit!
Die beiden wollen gar nicht raus, sondern wechseln das Zimmer und toben weiter. Offenbar waren sie grad in das wunderbare Fang-mich-wenn-du-mich-erwischt-Spiel vertieft. Keine Spur von Ich-will-jetzt-raus, sondern nur Ich-will-jetzt-toben.
Jetzt sei nicht so, mach mit!
Mir welch unglaublichem Charme meine Prinzessin mir das durch ein sanftes an meinem Bein nach oben Springschmiegen zu sagen pflegt!
Was? Um diese Zei?. Unvorstellbar! Katzen halt!
Mich hat das dazu bewogen, schlichtweg die Schlafzimmertüre hinter mir zu schließen.
Unzuverlässiges Dienstpersonal!
Ich weiß. Aber Schlaf ist auch nicht so ganz verkehrt. Und ausgeschlafen war ich um diese Zeit noch nicht wirklich.
6.00: lautes Kratzen und Gurren an der Schlafzimmertüre. Keine Chance mehr weiterzupennen.
Also quäle ich mich wieder aus dem Bett. Zugegeben nicht mehr ganz so mühsam wie noch vor einer Stunde.
Ich tapse die Treppe nach unten.
Samira möchte heute durch die Eingangstüre nach draußen - mal was Neues - und der Herzog - nein, da geht er nicht raus! Nein, wie ich mir das so vorstelle, das geht ja schon überhaupt nicht. Der Herzog wünscht durch die Eßzimmertüre zu marschieren.
Und ich dachte, die Hoheiten benutzen den Vordereingang und das Dienstpersonal den Hinter- sprich Lieferanteneingang. Ist wohl noch zu früh, als daß mein Hirn die kätzliche Türlogik verstehen könnte.
Nach dieser Tür-auf -Tür-zu-Aktion bin ich plötzlich wach.
Ich lausche in den Garten.
Und was höre ich? Ein wunderschönenes Lied einer Amsel, die den Morgen begrüßt.
Das ist allerdings ein Geschenk, mit dem ich nicht gerechnet habe und das mich wirklich tief berührt.
Ja, der Frühling beginnt sich anzukündigen. Ein wunderschöner Beginn für den heutigen Tag.
Danke, meine Prinzessin und mein Herzog für den Weckdienst und Danke, liebe Amsel für dein schönes Lied.