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Da stehen sie Schlange an der Opernkasse für die Karten. Ich glaub, manche sind die ganze Nacht über durchgestanden, um am nächsten Tag einen dieser heißbegehrten Papierscheine mit Fahrberechtigung für den MVV zu ergattern.
Nur 2 Karten pro Person!
Wie war die Formulierung der Dame am Schalter, nachdem ein etwas umständlicher Kunde ihr offenbar den letzten Nerv geraubt hat?
„Also damit das klar ist: hier gibt´s nur die Karten für die Netrebko und nur 2 Karten pro Arsch“. Normalerweise gibt es 4 Karten für jedes Hinterteil und den dazugehörigen Opernliebhaber. Aber wenn die Netrebko kommt ist alles anders. Auch die Preise. Die Karten kosten dann schlichtweg das doppelte - vom Höchstpreis versteht sich.
Gestern Abend war eine der Vorstellungen, bei welcher man/frau durch den Gesang von Frau Netrebko in die Sphäre des Überirdischen gehoben werden sollten.
Schon auf dem Weg von der U-Bahn zur Oper ist mir aufgefallen, welch edle Roben da spazieren geführt wurden. So richtige Eyecatcher.
Beim Betreten des Foyer wurde es noch deutlicher: die Münchner Bussi-Gesellschaft gab sich ein Stell-dich-ein. Eine edle Robe übertraf die andere. Selbst bei der Festpielpremiere kleidet man sich bescheidener. Aber es war eben einer dieser Abende, an dem die Netrebko erschien.
Eine Robe zog die Blicke ganz besonders auf sich.
Ein sattes leuchtendes Rot, vermutlich schwere Seide – so genau hab ich das nicht gesehen, weil ich zu weit weg war -, rückenfrei bis weit unter die Taille. War aber absolut notwendig, weil den Rücken ein Tattoo zierte, das frau zeigen wollte. Dafür hat man so was ja auch. Um den rundlichen Allerwertesten spannte sich der Stoff, sodaß das Spiel der Muskeln bei jeder Bewegung augenfällig wurde. Zusätzliche Betonung dieses Körperteils durch eine Stickerei mit Glitzerperlen.
War das eine Demonstration in Anatomie?
Oder gehörte die Dame zu dem Kartenkäufer, der beim Vorverkauf zu hören bekam, daß es pro „Arsch“ – Originalzitat, siehe oben - nur 2 Karten gibt und wurde deshalb dieses edle Körperteil durch die festliche Robe so betont? ...
Was mich immer besonders beeindruckt, ist der offensichtliche Leidenswille der modernen Frau. Denn zu solch edlen Roben gehört logischerweise das entsprechende edle Schuhwerk. An Bequemlichkeit dürfte es kaum zu überbieten sein.
Da gibt es solche, deren Absatz so hoch und spitz ist, daß man dafür eigentlich einen Waffenschein bräuchte. Man kann damit locker jemanden aufspießen.
Dann gibt es die – auch waffenscheinpflichtig -, mit denen man locker wen erschlagen kann, weil die Sohlen so dick sind.
Beide Varianten sind zur Zeit „in“.
Besonders günstig wirken sich diese Modelle auf das Gangbild der dazugehörenden Damen aus. Mir kommt da immer so das Bild vom „Storch im Salat“
Beide Modellvarianten gehören für mich zu der Kategorie „moderne Folterwerkzeuge“.
Doch jetzt endlich zum eigentlichen Anlaß dieses besonderen Abends, zum Auftritt der Netrebko.
Aber da gibt es gar nicht so viel zu sagen.
Wenn ich mal ganz ehrlich bin, mich hat es nicht in den gesanglichen Olymp emporgehoben.
Die Höhen sind wirklich ein Traum, aber die Mittellage und die Tiefe – das überzeugt mich nicht. Abgedunkelte Töne, ja, das macht einen samtigen Klang, aber dadurch trägt der Ton nicht so recht. Das kostet Kraft. Und da ich als selber singendes Wesen was von Gesangstechnik zu verstehen glaube, frage ich mich, wie lange das wohl gut geht.
Die Darstellungskunst der Netrebko? Hat mich auch nicht wirklich überzeugt.
Schon viel mehr die männlichen Gesangskollegen, deren Begeisterung für die Musik in jedem Ton rüberkam.
Ach ja: Anna Netrebko sang die Mimi in Puccinis "La Bohème" - fast hätt ich es vergessen zu erwähnen...